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Hobbyfunk-News


22.04.2014

Scharfe Kritik von DJ5IL an PLC-Petition und RTA-Geschäftsführer...

Der Funkamateur Karl Fischer, DJ5IL, hat dem FM-Funkmagazin und anderen Hobbyfunk-Publikationen eine Mail übersandt, in der er zu der "PLC-Petition" des österreichischen Funkamateurs OE9MHV und zu Äußerungen des RTA-Geschäftsführers und DARC-Verbandsbetreuers Thilo Kootz, DL9KCE, Stellung nimmt.

Karl Fischer, DJ5IL, hatte sich in der Vergangenheit vehement gegen die Schaffung der neuen PLC-Norm 50561-1 gewandt (das Funkmagazin berichtete mehrfach). Zu der Petition, die OE9MHV auf der Online-Plattform AVAAZ gestartet hatte, erklärt DJ5IL, dass er nicht zu den Initiatoren dieser Petition gehöre. Er halte die Petition für "wenig substanziell und hilfreich" und habe sie deshalb auch nicht unterschrieben. In der Petition wird auf den Offenen Brief von DJ5IL an die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Viviane Reding, Bezug genommen.

Scharfe Kritik übt DJ5IL an Äußerungen von Thilo Kootz gegenüber dem Präsidenten des ÖVSV, Michael Zwingl, OE3MZC. Kootz hatte Zwingl auf Anfrage unter anderem mitgeteilt, dass die neue Norm EN 50561-1 im EU-Amtsblatt veröffentlich und damit sofort gültig sei. Damit seien auch die Notches für den Amateurfunk verbindlich. Die Notchtiefe betrage je nach Frequenz 43 dB/39 dB. Das entspräche dem Schutzziel der (bisherigen) Norm EN 55022. Probleme könne es mit Steckernetzteilen geben, die wegen schlechten Designs Intermodulationsprodukte erzeugen und damit die Notches auffüllen. Eigentlich - so Thilo Kootz - könne man aber "PLC für (...) ein schlechtes Design der Netzteile nicht die Schuld in die Schuhe schieben".

DJ5IL hält diese Äußerung für "haarsträubend ignorant" und meint, sie könne "sehr gut von einem PLC-Lobbyisten stammen". Er schreibt dazu (Zitat:)

"Nicht etwa weil PLC-Modems als solche ungeeignet wären, sondern eben weil das Niederspannungsnetz unsymmetrisch ist, eine undefinierte und variable Impedanz aufweist und alle nur denkbaren Varianten von Schweinekram daran angeschlossen sind, ist es als Netzwerk für hohe Datenraten ungeeignet - und genau deshalb ist Breitband-PLC eine untaugliche Technologie!

PLC hat bisher notorisch die Grenzwerte der EN 55022 um ca. 20 bis 30 dB (in krassen Fällen noch mehr) überschritten, was in der Nachbarschaft einer PLC-Installation bereits zu großen Problemen beim Empfang von KW-Rundfunk führt. (...) Beim weitverbreiteten Homeplug-Standard ist der Signalpegel auf den Amateurfunkbändern abgesenkt mit Notchtiefen von typisch ca. 35 dB im Idealfall, d.h. ohne Intermodulation. In der Realität werden bei Auffüllung der Notches durch Intermodulation an nichtlinearen Bauteilen aber nur ca. 20 dB Notchtiefe erreicht.

(...)

Bei der Betrachtung des Betriebs eines PLC-Modems in einem realen Netz mit nichtlinearen Bauteilen ist (...) das Argumentieren mit theoretischen Notchtiefen von 43 dB pure Augenwischerei - und wer behauptet, diese neue Norm EN 50561-1 würde dem Amateurfunk nützen oder auch nur annähernd die Schutzziele der EN 55022 gewährleisten, ist entweder hintertrieben oder inkompetent." (Ende des Zitats)

DJ5IL weist auch auf das "Mandat M/313" der Europäischen Kommission aus dem Jahre 2001 hin. Dieses Mandat erteile den Auftrag zur Entwicklung von EMV-Normen nicht für Geräte, sondern für Anlagen und im engeren Sinne für Telekommunikationsnetzwerke. Dies sei im Mandat besonders klargestellt und hervorgehoben. Darin heißt es u.a.:

"This mandate does not concern the preparation of harmonised standards relating to the electromagnetic compatibility of equipment to be connected to the networks ..." (Unterstreichungen auch im Original vorhanden)

Die PLC-Industrie fürchte solch eine Netzwerknorm, denn sie wolle nicht die Verantwortung für die Unzulänglichkeit des eigentlichen Netzwerkes übernehmen. Deshalb - so DJ5IL - habe "die CENELEC dieses Mandat aus dem Jahre 2001 bis heute für PLC-Netze nicht erfüllt und stattdessen perfiderweise genau das getan, was vom Mandat M/313 ausdrücklich nicht beauftragt wurde - nämlich mit der EN 50561-1 eine neue Produktnorm ganz nach den Begehrlichkeiten der PLC-Industrie produziert und der Europäischen Kommission zur Listung untergeschoben".

Außerdem wehrt sich DJ5IL gegen eine Darstellung in der Ausgabe 5/2014 der DARC-Clubzeitschrift "CQ DL". Darin heißt es u.a.: "Der neue 'offene Brief' [von DJ5IL - Anm. d. Red.] ergänzt die vom DARC e.V. betriebene Lobbyarbeit im Interesse der Funkamateure ..."

Diese Darstellung ist nach Auffassung von DJ5IL "nicht nur ziemlich überheblich, sondern auch falsch": Er - DJ5IL - ergänze nicht die Arbeit des DARC, denn sein offener Brief wende sich "sachlich begründet GEGEN die illegtime Norm EN 50561", während Thilo Kootz - so DJ5IL - "im Namen des DARC und gegen die Interessen der Funkamateure immer noch FÜR diese Norm" arbeite.

DJ5IL schließt mit der Feststellung, dass er heute nicht mehr so blauäugig sei, zu glauben, dass technische Vernunft irgendetwas verhindern könne, was Profit verspricht. DJ5IL weiter: "Ich werde deshalb auch nicht mehr versuchen, bei meiner Arbeit gegen die EN 50561 auf technische Argumente zu bauen - die EU-Bürokraten verstehen sie sowieso nicht. Stattdessen bin ich fest entschlossen, diese Norm dadurch zu Fall zu bringen, dass ich die illegitimen Machenschaften innerhalb der CENELEC und der Europäischen Kommission bloßstelle, die zu ihrer Listung geführt haben. Solche Sachverhalte verstehen auch Richter."

- wolf -

Nachtrag: Der volle Wortlaut der Mail von DJ5IL ist im Internet unter www.qslonline.de/hk/eigen/EN%2050561-1_DJ5IL.htm zu finden.

 

Generelle Anmerkung: Im Funkmagazin veröffentlichte Zitate und Sichtweisen Dritter geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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